Biografie (De.)

BAYLE François, 1932 – Madagaskar.

Die Originalität des Weges von François Bayle besteht darin, daß seine gesamte musikalische Aktivität der Erforschung der « akusmatischen » Welt gewidmet ist, ein Begriff, den er zu allgemeiner Geltung gebracht hat. Ein riesiges Gebiet, an dessen Ursprung sich der leidenschaftliche Bewunderer von Jules Verne, Paul Klee, Gaston Bachelard, René Thom bewegt.

Auf diese Weise ist er, in seiner Eigenschaft als Erforscher, in die Zukunft gespiegelt durch befreite Auswahl des Materials, um das sich sein Schaffen organisiert, hineingetragen in die tägliche Realität und sehr Konkret durch zahllose Aufgaben der Entdeckung und Auswertung seines Forschungsgebietes als Verantwortlicher der Groupe de Recherches Musicales (INA-GRM) von 1966 bis 1997 gebunden.

1932 in Madagaskar geboren, beendet er seine Schulausbildung in Bordeaux, verfolgt aber keine klassische musikalische Ausbildung. Sie ist vielmehr sehr persönlich: Durch die eigene Arbeit und auf Grund von Experimenten am Klang an sich entdeckt une entwickelt sich Bayle.

Natürlich verdankt er sehr viel auf diesem Gebiet Pierre Schaeffer; er hatte darüber hinaus einen guten Ratgeber in Messiaen gefunden und auch kompositionskurse bei Stockhausen besucht.

Wenn er auch in seinen ersten Werken (im Sinne von  neuen Erfahrungen) traditionelle Instrumente mit Tonband verbindet (Drei Portraits eines nicht existierenden Vogels, 1963), wird diese Verbindung in der Folge praltisch aufgegeben.

Durch das Mittel einer neuen Grammatik und Arithmetik, ausschließlich auf dem Gebiet der Klangmanipulation, sucht François Bayle, beständïg seine Sprache erweiternd, eine – wie er sagt «biologische» – Logik zwischen den zwei Vorstellungswelten, der des Gedankens und der des Ausdrucks herzustellen.

Er legt durch die Titel seiner Werke ebenso wie durch « Ideen » großen Wert darauf, dass seine akustischen Bilder sich in Metaphern übersetzen : « Unbewohnbare Räume, 1966 ; Jeita oder das Murmeln der Wasser, 1970 ; Akustischen Erfahrung, ein Ensemble von 14 Stücken un 5 Abschnitten, 1970-73 ; Purgatorium, eine Anrufung nach Dante, 1971-72 ; Zusammengesetzt Vibrationen, 1973 ; Erdbeben sehr sanft, 1978 ; Kreisel im Himmel, 1979 ; die fünf Segel der Suite Geschwindigkeit-Licht, 1980-83 ; Die Farben der Nacht, 1982; Bewegung-Erregung, 1985 ; Schattentheater, 1989 ; Fabulae, 1992 ; Die leere Hand, 1994 ; Stücke aus Himmeln, 1997 ; La forme du temps est un cercle, 1998-01 ; La forme de l’esprit est un papillon, 2001-03 ; Univers nerveux, 2004-05 ; Extra-Ordinaire, 2005.

Auszeichnungen
– Grand Pprix des Compositeurs sacem 1978 ; Grand Prix National du Disque 1981 ; Prix Ars Electronica de Linz 1989 ; darunter den Großen Preis der Stadt Paris 1996 ; den großen Preis der Akademie Charles Cros 1999 in honorem für die Gesamtheit seines CD-Katalogs
– Commandeur des Arts et Lettres 1986 ; Chevalier de la Légion d’Honneur 1991 ; Officier dans l’Ordre National du Mérite 1997.

Unter dem Label Magison sind die meisten dieser Titel erschienen (Bayle-Zyklus 1 bis 18)

Publizierte Schriften

  • Musique acousmatique, propositions… positions – Buchet/chastel, Paris 1993.
  • Parcours d’un compositeur – M. Chion/Musiques et Recherches, Ohain, 1994.
  • Klangbilder/L’image de son – sweisprachige Edition frz. Und dt. Mit CD-Lit Verlag, Münster 2003
  • François Bayle, Portrait polychrome – M. de Maule, Paris 2004.

Nach Brigitte Massin In Encyclopaedia Universalis – Albin Michel




François Bayle, 1932 auf Tamatave (Madagaskar) geboren, wo er 14 jahre lang lebte.

Er machte eine autodidaktische musikalishe Ausbildung, die er später in Paris bei Olivier Messiaen und in Darmsdadt bei Karlheinz Stockhausen in den Jahren 1959 bis 1962 vervollständigte. In den Jahren 1958-60 stielß er zur Groupe de Recherches Musicales und zu Pierre Schaeffer, und 1966 wurde er der Verant-wortliche des GRM, das seit 1975 dem Institut National de l’Audiiovisuel angeschlossen ist. François Bayle wurde in der Folge auch der Leiter der Abteilung INA/GRM bis 1997.

Der name François Bayle verbindet sich von Anfang an mit der Entwicklung der elektronischen Musik. Er initiierte die Plattensammlung INA/GRM, veranstaltete Konzerte und regelmäßige Sendungen auf France-Musique.

François Bayle gesamte musikalische Aktivität ist der Erforschung der « akusmatischen Klangwelt gewidmet – einem Zustand reinen Hörens, bei der die Aufmerksamkeit nicht durch eine sichtbare oder vorhersehbare instrumentale Kausalität geweckt oder verstärkt wird. Die historisch frühste Nutzbarmachung der akusmatischen Hörsituation schreibt man dem Philosophen Pythagoras zu, der hinter einem Vorhang Platz nahm, um seine Schüler in äußerster Stille zu unterrichten und ihre Konzentrationsfähigkeit zu entwickeln. Unter Berufung auf Pierre Schaeffer – Erfinder der Musique concrète – schlug François Bayle den Begriff der akusmatischen Musik zur Bezeichnung der Arbeit im Studio vor, da er sie vom Spiel mit elektroakustischen Instrumenten auf der Bühne unterscheiden und so eine Musik, die im Studio gestaltet, entwickelt und wie das Kino in den Aufführungsraum projiziiert wird, mit einem ihr angemessenen Ausdruck versehen wollte. Bei seinen Entdeckungen ist Bayle als leidenschaftlicher Bewunderer von Paul Klee, Gaston Bachelard und Jules Verne einerseits auf die Zukunft ausgerichtet durch den ungezwungenen Umgang mit dem musikalischen Material. Andererseits ist er verwurzelt in der alltäglichen und sehr konkreten Realität infolge der zahlreichen Aufgaben, die mit der Entdeekung und Ausschöpfung seines Forschungsbereichs verbunden sind, so etwa von 1966 bis 1997 als verantwortlicher Leiter der Pariser Groupe de Recherches Musicales (INA-GRM). 1932 auf Madagaskar geboren, verbrachte Bayle seine Schulzeit in Bordeaux, verfolgte allerdings nicht einen klassischen, sondern vielmehr einen äußerst persönlichen musikalischen Ausbildungsweg. In diesem Zusammenhang hat er Pierre Schaeffer viel zu verdanken ; darüber hinaus erhielt er wichtige Impulse von Olivier Messiaen und besuchte Kompositionskurse bei Karleinz Stockhausen.